Nachruf Gebhard Kibler

29.08.2017

Als CDU-Stadtrat war er elf Jahre lang stellvertretender Bürgermeister der Kurstadt

Wenige Monate vor seinem 90.sten Geburtstag starb Gebhard Kibler bei einem kurzen Krankenhausaufenthalt. Den Lebensabend verbrachte er in seinem Haus in der Birkenstraße. Als zweitjüngstes von sieben Kindern wuchs er in der Wurzacher Straße auf. Im Alter von erst fünfzehn Jahren wurde er als Luftwaffenhelfer verpflichtet. Nachdem sein Bruder Franz im Krieg starb, musste Gebhard im Jahre 1944 in den Russlandkrieg. Hier erlitt er eine Schussverletzung, anschließend kam er über zwei Jahre in russischer Gefangenschaft. Exakt am Heiligen Abend 1947 betrat er ohne Ankündigung zur großen Freude der Familie wiederum sein Elternhaus.

Die Kriegszeit und vor allem die Gefangenschaft prägte Gebhard Kibler für sein ganzes Leben. Weil er in Russland um jedes Stück Brot betteln musste, konnte er niemals mitansehen, wie Essen vernichtet wurde. Trotz aller Kriegsgräuel betonte er stets, dass die russische Bevölkerung ihn gut behandelt habe. Fest verankert im Glauben und in der katholischen Kirche war ihm die Sonntagsheiligung sehr wichtig. Viele Jahre war er Vorstandsmitglied im Kolpingsverein, mit der Kolpingsfamilie fühlte er sich stets eng verbunden.

Kurz nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft begann er eine kaufmännische Ausbildung im Betrieb für Landtechnik seines Vaters Franz Xaver Kibler. Später leitete er die Landtechnikfirma (KIWA) in der Hittisweilerstraße; neben der damaligen Milchzentrale (heute Hallenbad). Da es an diesem innerstädtischen Standort keine Erweiterungsmöglichkeiten gab, siedelte er den Betrieb in die Steinstraße um.  Hier betreibt sein Sohn Heiner heute eine Kfz.-Werkstatt. Gebhard Kibler hatte einen direkten Gleisanschluss. Er war auch größter Importeur der schwedischen  Pflugfabrik Överum in Deutschland. Bis in hohe Alter hinein war er gerne aktiv in seinem Betrieb.

Ins Stadtparlament kam Gebhard Kibler mit 31 Jahren - viel jünger als die Kollegen -, er rückte für das Mandat von Anna Widmann nach. Bei den folgenden drei Wahlen zum Gemeinderat glänzte er jeweils als Stimmenkönig. Standort für das Schulzentrum, Entwicklung der Innenstadt und das Kurgebiet waren damals die Topthemen. In den Folgejahren traten dann noch die Eingemeindungen der fünf benachbarten Gemeinden in den Fokus. Hier war ihm ein partnerschaftliches Miteinander sehr wichtig. Obwohl der CDU angehörig (hier trug er auch fünfzehn Jahre lang Verantwortung im Vorstand des Stadtverbands), machte es sich nicht viel aus Parteipolitik. Gerne saß er bei den Nachsitzungen noch oft sehr lange auch mit den Vertretern der anderen Gruppierungen zusammen.

Bei seinem Ausscheiden als Stadtrat  im Jahre 1984 zitierte die Schwäbische Zeitung Gebhard Kibler mit folgendem Satz: „Man sollte im Stadtparlament selber mehr mitdenken, den eigenen Verstand walten lassen und nicht so viel auf Fachleute hören; denn die kommen von auswärts und haben meist andere Interessen“. Dankbar und wertschätzend verlieh Bürgermeister Rudolf Forcher im Namen des Gemeinderats Gebhard Kibler die Bürgermedaille. Um den Verstorbenen trauern seine Söhne Franz, Elmar und Heiner mit Familien.