Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut besucht Erwin Hymer Group

10.08.2017

Nicole Hoffmeister-Kraut hat am Montag Hymer in Bad Waldsee besucht – Öffentliche Diskussionsrunde im Museum

Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) hat am Montag den Wohnmobilhersteller Hymer in Bad Waldsee besucht. Bei einer Werksführung informierte sie sich über das Unternehmen, bevor es im Erwin-Hymer-Museum auf Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten Raimund Haser eine Diskussionsrunde mit Vertretern von Wirtschaft und Politik gab. Dabei ging es unter anderem um den Fachkräftemangel, dessen Auswirkungen auch das Waldseer Traditionsunternehmen spürt.

„Wir tun uns immer schwerer damit, gut ausgebildete Leute zu kriegen, das ist schon ein Problem“, sagte Martin Brandt, Chef der Erwin-Hymer-Group, bei einem Gespräch in kleinerer Runde auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Doch nicht nur der Mangel an Fachkräften, auch das schulische Niveau von Auszubildenden sei in den vergangenen Jahren gesunken. „Schwächen gibt es vor allem in Mathematik und Deutschkenntnissen, das ist teilweise gravierend“, so der Hymer-Vorstandsvorsitzende. „Viele Auszubildende müssen wir erst einmal auf den erforderlichen Stand bringen.“

Den kritischen Anmerkungen stimmte Ministerin Hoffmeister-Kraut zu. „Wir müssen die Qualität an Schulen wieder verbessern.“ Außerdem wolle die Landesregierung verstärkt für die duale Ausbildung werben, die zu den Erfolgsfaktoren in Baden-Württemberg gehöre und im Gegensatz zur akademischen Ausbildung an Beliebtheit verloren habe. In diesem Zusammenhang sprach sie Ausbildungsbotschafter an Schulen, gemeinsame Initiativen mit Handwerkskammern und „Welcome-Center“ für ausländische Fachkräfte an. „Das ändert zunächst nichts daran, dass Fachkräfte fehlen und Unternehmen immer öfter auf Leiharbeiter aus anderen Ländern angewiesen sind“, sagte Johannes Stegmeier, Aufsichtsrat der Erwin-Hymer-Group.

Das Thema Fachkräftemangel war auch Thema bei der öffentlichen Diskussionsveranstaltung im Erwin-Hymer-Museum, zu der etwa 40 Gäste gekommen waren. Landtagsabgeordneter Haser kam darauf zu sprechen, dass in diesem Zusammenhang auch die Rahmenbedingungen bei der Schaffung von neuem Wohnraum verbessert werden müssten. Aus den Reihen der Besucher war von einem Handwerker zu erfahren, dass immer mehr Betriebe aufhören und nicht nur große Unternehmen wie Hymer, sondern auch kleine Handwerksbetriebe auf „top ausgebildete“ Fachkräfte angewiesen seien. Thomas Rüdiger von der Handwerkskammer Ulm sagte: „Wir brauchen das Handwerk auch in Zukunft.“ Deswegen sei eine gute und „ortsnahe“ Ausbildung in Berufsschulen wichtig und müsse erhalten und verbessert werden.

Vor der Diskussionsrunde hatte Ministerin Hoffmeister-Kraut bei einer Werksführung Gelegenheit, sich ein Bild vom weltweit tätigen Wohnmobilhersteller zu machen. Jochen Hein, Hymer-Geschäftsführer, nannte dabei einige interessante Zahlen. So habe das Unternehmen mit 1500 Mitarbeiterin am Standort in Bad Waldsee in diesem Jahr 10 500 Fahrzeuge produziert. Nächstes Jahr sollen es 1000 Fahrzeuge mehr werden. „Dann wollen wir den Umsatz von 470 Millionen Euro erhöhen und die halbe Million Euro knacken.“

Dass immer mehr Menschen, darunter auch junge Familien, zu den Kunden zählen, bestätigte Vorstandsvorsitzender Brandt. Die gesteigerte Nachfrage der vergangenen Jahre habe unter anderem auch mit dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen zu tun, die angesichts der weltweiten Lage wieder vermehrt zum Urlaub zu Hause tendieren würden, erklärte er auf SZ-Nachfrage.

Weitere Themen waren Online-Plattformen für Camping-Plätze sowie die Weiterentwicklung in der Digitalisierung und Automatisierung in der Wohnmobil-Branche. Um hier nichts zu versäumen und sich untereinander besser zu vernetzen (auch mit den vielen großen und kleinen Zulieferern im Landkreis) schlug sie den Aufbau eines Netzwerks vor, für das es Fördermittel des Bundes gebe und das von ihrem Ministerium betreut werden könne. Das Vorhaben stieß sowohl bei Hymer als auch bei den Wirtschafts-Vertretern im Erwin-Hymer-Museum auf Interesse und Zustimmung.

Quelle: Karin Kiesel, Schwäbische Zeitung vom 07.08.2017