Podiumsdiskussion der Jungen Union zur Digitalisierung

24.07.2017

Podiumsdiskussion „Digitale Transformation der Wirtschaft und Arbeitswelt - Wohlstandsturbo oder Jobvernichter?“ im Haus am Stadtsee

Im Rahmen des Jahresthemas „Digitalisierung“ lud der JU-Kreisverband Ravensburg am vergangenen Freitag zu einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Digitale Transformation der Wirtschaft und Arbeitswelt - Wohlstandsturbo oder Jobvernichter?“ ins Bad Waldseer Haus am Stadtsee ein.

Bei sommerlichen Temperaturen konnte die Junge Union rund 45 Gäste begrüßen. Unter den zahlreichen Anwesenden befanden sich auch der CDU-Kreisvorsitzende Rudi Köberle, CDU-Bundestagskandidat Axel Müller und der Europaabgeordnete Norbert Lins, sowie zahlreiche Gäste aus der Waldseer CDU und der Kommunalpolitik vor Ort.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den JU-Kreisvorsitzenden Matthäus Bürkle sowie dessen Stellvertreter und Waldseer JU-Vorsitzenden Marc Schroedter, führte Prof. Dr. Bela Mutschler, Studiengangsleiter „Internet & Online Marketing“ an der Hochschule Ravensburg-Weingarten, mit einem sehr informativen Vortrag in das Thema ein. Dabei präsentierte er einige Beispiele, die detailreich illustrierten wie sich die Digitalisierung auf Konsumenten, Konsumverhalten, die Gesellschaft als Ganzes und auch Unternehmen bereits auswirkt und noch auswirken wird.

Im Anschluss debattierten Prof. Dr. Mutschler, Mark Joachim, Geschäftsführer der Friedrichshafener IT-Beratungsfirma tarienna GmbH und der Landesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU, Daniel Hackenjos, unter der Moderation von Marc Schroedter. Zunächst wurde der Fokus dabei auf die Herausforderungen für Unternehmen und Unternehmer gelegt. Hackenjos, selbst Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens, stellte klar, dass schon lange Digitalisierung betrieben werde und er persönlich gerne noch mehr tun wolle, es aber oft an der notwendigen Infrastruktur mangele. Joachim wies darauf hin, dass jedes Unternehmen mit Marktrelevanz heute dazu gezwungen sei, sich mit Digitalisierung zu beschäftigen, da diese nachhaltig und unumkehrbar unzählige Geschäftsmodelle teilweise sogar verschwinden lasse. Mutschler stimmte dieser Einschätzung zwar zu, konnte jedoch auch Positives vermelden – so führte er aus, dass sich etwa durch die zunehmende Datenerhebung auch neue unternehmerische Möglichkeiten ergeben würden.

Anschließend widmete sich das Podium den zukünftigen Prozessen in der Arbeitswelt. Prof. Dr. Mutschler zeigte dabei eine gravierende Bedrohung zahlloser Arbeitsplätze, aber auch ganzer Berufsfelder auf: „vier von fünf Studien gehen davon aus, dass uns ein massiver Jobverlust durch die Digitalisierung droht“. Hackenjos zeigte sich daher überzeugt, dass es in Zukunft noch wichtiger werde, höchst flexibel zu sein, um sich leicht auf wechselnde berufliche Herausforderungen einstellen zu können. Die Zeiten, in denen ein Schulabgänger wisse, welcher Tätigkeit er ein Leben lang nachgehen werde, seien endgültig vorbei. Joachim fügte hinzu, dass es wichtig sei, die Kreativität, welche den Menschen einzigartig mache, stärker ins Zentrum der Bildung zu rücken. Auswendiglernen und repetitive Aufgaben würden Maschinen auf kurz oder lang besser beherrschen. Beide waren sich darin einig, dass die Digitalisierung zukünftig aber auch neue Berufsbilder schaffen werde, die heute noch gar nicht absehbar seien und den Verlust von Arbeitsplätzen kompensieren könnten.

Im abschließenden, dritten Themenblock beschäftigten sich die Diskutanten mit der Frage nach der staatlichen Verantwortung für eine erfolgreiche Gestaltung der Digitalisierung. Neben bereits zuvor thematisierten Anforderungen an die Bildungslandschaft und der Betonung der Notwendigkeit der kontinuierlichen Weiterbildung, wurde auch das bedingungslose Grundeinkommen angesprochen, welches von vielen Experten als eine erforderliche Maßnahme angesehen wird. Prof. Dr. Mutschler stellte klar, dass er selbst darin eine logische Konsequenz der digitalen Transformation sehe, die soziale Verwerfungen abmildern oder gar verhindern könne, auch wenn sich die Umsetzung ohne Zweifel als sehr komplex und schwierig erweisen werde. Hackenjos sprach sich klar dagegen aus und machte deutlich, dass er ein bedingungsloses Grundeinkommen für eine kaum tragbare Lösung erachte, da sowohl die gesellschaftlichen Folgen als auch die Finanzierung äußerst fragwürdig seien. Es sei „sinnvoller in die Bildung zu investieren“. Joachim entgegnete, dass dem Arbeitnehmer durch ein Grundeinkommen die Freiheit gegeben werde, sich persönlich, nach eigener Interessenlage, weiterzuentwickeln. Dies stieß insbesondere bei Hackenjos auf Kritik, da er sich nicht vorstellen könne, dass „neue Ideen zuhause auf der Terrasse entstehen“.

Organisator und Moderator Marc Schroedter richtete zum Abschluss noch einmal das Wort an die Anwesenden und resümierte, dass sich Digitalisierung nicht aufhalten, sondern nur gestalten lasse. Hier sei es insbesondere die Aufgabe konservativer Politik, diesen Wandel so zu gestalten, dass der Mensch im Mittelpunkt stehe, niemand überrollt und keiner zurückgelassen werde. Darum sei es auch richtig und wichtig, dass sich JU und CDU ausführlich und umfassend mit dieser Thematik auseinandersetzt.