Auf dem Weg nach oben

08.09.2017

Max Klingele ist der Meinung, man werde gehört, gerade weil man jung ist. Deshalb ist sein Ziel, junge Menschen für Politik zu begeistern.

Wenn es um die CDU-Kandidaten zur Bundestagswahl im Landkreis Ravensburg geht, dann steht meist Direktkandidat Axel Müller im Mittelpunkt. Doch gibt es auch eine andere höchstspannende Personalie, die gerade für die Weingartener interessant sein dürfte: Denn auf Platz 20 der CDU-Landesliste steht Max Klingele. Der 26-Jährige sitzt nicht nur im Gemeinderat in Bad Waldsee, sondern hat auch viele Jahre an der Pädagogischen Hochschule in Weingarten studiert. Geht sein Weg so weiter, dürfte Klingele irgendwann auch mal Spitzenkandidat bei einer Wahl werden und Weingartens Farben vertreten. Schließlich ist Klingele im Krankenhaus 14 Nothelfer geboren.

„Das hatte eben einen guten Ruf“, sagt Klingele zur Entscheidung der Eltern, zur Entbindung extra von Bad Waldsee nach Weingarten zu fahren. Denn dort wohnte die Familie damals, dort wohnt sie heute. So ist auch der junge Max Klingele in Bad Waldsee zur Schule gegangen, machte dann aber sein Abitur am Technischen Gymnasium in Ravensburg. Doch für das Studium wählte Klingele im Jahr 2012 dann wieder Weingarten und die Pädagogische Hochschule. Dort entschied er sich für ein Lehramtsstudium in den Fächern Physik, Gemeinschaftskunde und Erdkunde. Dass die Fächerkombination etwas ungewöhnlich ist, störte Klingele nicht. „Das hat mich einfach interessiert. Es war toll, dass man so frei wählen konnte und ich wollte nicht ganz so weit weg“, sagt der 26-Jährige, der das Studium in Weingarten in diesem Jahr abgeschlossen hat und seitdem auf das im Februar beginnende Referendariat wartet.

Doch die Zeit bis dahin wird natürlich nicht unnütz vergeudet. Klingele arbeitet aktuell in der CDU-Landesgeschäftstelle in Stuttgart, um im Wahlkampf zu helfen. Eine andere kommt für ihn ohnehin nicht infrage. „Die CDU spiegelt am stärksten meine Überzeugungen wider“, sagt er. „In der CDU fühle ich mich am besten aufgehoben.“ Und diese Vertrautheit kam schon in jungen Jahren. Nach der Landtagswahl 2006 – im Alter von gerade einmal 15 Jahren – besuchte er mit einem Freund ein Treffen der Jungen Union. „Wir wurden sofort gut aufgenommen und eingeladen, mitzumachen – wir haben dann begonnen, uns vor Ort in Bad Waldsee zu engagieren. So haben wir dann Stück für Stück die Partei, die Abgeordneten und die Themen kennengelernt“, erinnert sich Klingele. „Das war natürlich eine total aufregende Sache für uns.“

Daher blieb Klingele der CDU in Bad Waldsee fortan treu. Je länger er mit dabei war, desto mehr Verantwortung übernahm er. Da war die Frage dann auch schnell beantwortet, ob er Lust hätte, aktiv im Vorstand mitzumachen. „Man stellt dann ziemlich schnell fest, dass man selber gestalten kann, dass man seine Ideen einbringen kann. So bin ich dann auch zur CDU Bad Waldsee gekommen“, erklärt Klingele. Und dort ging es dann auch bald weiter in den Gemeinderat. Gemeinsam mit seinem Freund Marc Schroedter erstellte Klingele 2014 ein eigenes Wahlprogramm, das besonders mit jungen Themen punkten sollte – mit Erfolg. Klingele wurde in den Gemeinderat gewählt. „Aber ganz ehrlich, damit hätte ich wirklich nie gerechnet. Das war eine echt tolle Überraschung“, sagt er heute – als jüngster CDU-Stadtrat im Landkreis.

Doch das soll noch nicht das Ende der Karriere sein. Nicht umsonst hat sich Klingele für die Landesliste aufstellen lassen – wo er prompt auch CDU-intern aufgestellt wurde. Doch geht es dem 26-Jährigen mit seiner Kandidatur vor allem darum, junge Menschen für Politik zu begeistern. Es gehe darum, zu zeigen, dass man etwas bewirken könne und dass man gehört werde, gerade wenn sie jung sind. Klingele weiß, dass die Wahl in den Bundestag mit Platz 20 der Landesliste extrem unwahrscheinlich ist: „Ich mache mir da keine Illusionen, auch wenn man einfach nicht einschätzen kann, was bei der Wahl passiert. Ich bin Realist genug, um nicht mit dem Bundestagsmandant zu planen.“

Zusammenstellung der CDU-Landesliste für Baden-Württemberg

Das Prozedere für die Aufstellung der Landesliste bei der CDU ist recht kompliziert. Die Landesliste besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil ist der „Vorspann“. Er umfasst in der Regel die ersten fünf Plätze. Auf diese werden prominente Politiker namentlich gesetzt.

Die Besetzung des Vorspanns erfolgt durch die Landesvertreterversammlung auf Vorschlag des Landesvorstands. Für die Bundestagswahl 2017 sind dies Wolfgang Schäuble, Annette Widmann-Mauz, Volker Kauder, Nina Warken und Ingo Wellenreuther – allesamt Mitglieder des Bundestages.

Nach dem Vorspann kommen die Plätze, die mit Politikern aus den vier Bezirksverbänden besetzt werden. Rein formal haben die Bezirksverbände nur ein Vorschlagsrecht, die Entscheidung fällt die Landesvertreterversammlung. Doch in der Praxis stimmt die Landesvertreterversammlung den Vorschlägen der Bezirksverbände immer zu.

Das Vorschlagsrecht für die einzelnen Plätze wird unter den Bezirksverbänden nach ihrer Mitgliederstärke verteilt. Platz 1 nach dem Vorspann, also Platz 6, steht dem mitgliederstärksten Verband zu: Nordwürttemberg. Als mitgliederschwächster Bezirksverband war der beste Platz, den Württemberg-Hohenzollern 2017 zu besetzen hatte, Platz 9. Bei der aktuellen Landesliste durfte der Bezirksverband Württemberg-Hohenzollern die Kandidaten für insgesamt zehn Plätze vorschlagen: Nummer 9, 14, 20, 25, 30, 36, 41, 46, 52 und 57. Auf Bezirksebene stellen sich die Kandidaten in der Bezirksvertretersammlung vor und werden von den Bezirksdelegierten gewählt.

Die Kreisverbände unterstützen in der Regel einen Kandidaten aus ihren Reihen. Die Überraschung bei der jetzigen Landesliste war, dass für die besten drei Plätze, die dem Bezirksverband Württemberg-Hohenzollern zustanden, Kandidaten aus dem Kreisverband Ravensburg gewählt wurden: Christian Natterer für Platz 9, Waldemar Westermayer für Platz 14 und Max Klingele für Platz 20. (syb)

Quelle: Schwäbische Zeitung, Ingrid Augustin und Oliver Linsenmaier (07.09.2017)